Freitag, 18. März 2011

Tizenhárom


Sziasztok kedves olvasók!
Ich weiß, es ist nun wirklich viel zu lang her, dass ich geschrieben habe - immerhin habe ich zuletzt noch mit "Frohes neues Jahr!" gegrüßt. Jetzt versuche ich mit Vogelgezwitscher und sonnenerwärmter Haut zu grüßen – obwohl es draußen gerade regnet... Doch auch die nach-Winter- und pseudo-Frühlingszeit hat ihren Charme: Am Plattensee zum Beispiel ließ sich bis vor Kurzem noch das eingefrorene Ufer betreten. Mitte Januar flutete außerdem das winterliche Schmelzwasser einige tiefer gelegene Straßen entlang der Donau. Beim Joggen auf der Margareteninsel war das besonders gut erkennbar. Genau dieses Schmelzwasser, gepaart mit den Überflutungen, die im Februar ganz Ungarn heimsuchten, gefror auch östlich von Budapest zu einer dicken Eisfläche – ausgerechnet rund um Tiszabő, dem ärmsten Dorf Ungarns. Mancher kann sich hier nicht einmal mehr die Gasheizung leisten und muss zum mühseligen (und illegalen) Holzhacken in den Wald. Gemeinsam mit drei Kollegen von der Budapester Zeitung, einer meiner beiden Praktikumsstellen, haben wir Anfang Februar eine Reportagereise in das kleine Dorf unternommen, um uns von den Umständen vorort selbst ein Bild zu machen. In Tiszabő wohnen knapp 2.000 Seelen, beinah alle sind Roma, und sie sind zu 100 % arbeitslos. Es war ein toller, aber aufwühlender Ausflug. Dass Menschen mitten im Land der EU-Ratspräsidentschaft 2011 und nur etwas mehr als 100 km von Budapes entfernt in derartiger Armut leben, ist unbegreiflich. Und dass die Schule dort bald womöglich schließen muss, da das seit einer Flut der Theiß hochverschuldete Dorf die Lehrer und Schulmaterialien nicht mehr bezahlen kann, ist eine Schande. Umso mehr, da es sich bei den Einwohnern um die Minderheit handelt, die in regelmäßigen „Image-Reden“ der Regierung angeblich mit Bildung und Staatshilfe aus ihrer ausweglosen Situation herausgeholt werden soll. Wie aber soll die politische Führung eines Landes mit Schulden, die 77,5 % des Bruttoinlandsproduktes ausmachen, dem ärmsten Dorf Ungarns helfen? Alles, was in Tiszabő dringend gebraucht wird, kostet Geld. Alles, was benötigt wird, um den Roma in Ungarn aus ihren oft perspektivlosen Lebenssituationen zu helfen, kostet Geld. Jede Initiative, jede neue Tafel, jedes Stück Kreide. Und dabei ist Bő nur einer von vielen Orten, die nur so von Problemen überschüttet sind... Aber lest die ganze Geschichte doch selbst: http://www.budapester.hu/2011/03/wenn-einem-dorf-das-gas-abgedreht-wird/
Für die Bilder zum Text und einige Eindrücke von meinem aktuellen Leben hier in Budapest: Siehe unten!

Tizenkettő


Überfuteter und eingefrorener Weg über den Damm außerhalb Tiszabös.

Familie Turó aus Tiszabura in ihrem kleinen Haus (siehe Artikel)

Sportunterricht in Tiszabö - die meisten Kinder sind barfuß, sie haben kein Geld für Turnschuhe.

"Egyenlö eséllyel" - "mit gleichen Chancen" steht auf dem Plakat im Hintergrund: Provisorisches Klassenzimmer hinter Aufstellwänden im Kulturzentrum, dem aktuellen Ersatz für's Schulgebäude, in Tiszabura.

Haus in Tiszabura - einem der ärmsten Dörfer Ungarns. Trotz Schnee muss ein einfacher Vorhang als Haustür herhalten.

Fahrt nach Tiszabö - auf einer verrosteten, einspurigen Zugbrücke am 2. Februar 2011.